K u r z f a s s u n g
Thema: Zurück
zu den Wurzeln
Vorgänge in der Rhizosphäre
Vor 100 Jahren prägte
der Münchner Hochschullehrer Lorenz Hiltner den Begriff „Rhizosphäre“,
um den für das Pflanzenwachstum wichtigen Kontaktraum zwischen Boden
und Wurzeln zu bezeichnen. Mitte September fand in München erstmals
ein internationaler Kongress statt, auf dem sich Wissenschaftler aus verschiedenen
Disziplinen der Biologie, Chemie und Agrarforschung über zentrale
Fragestellungen bei der Erforschung dieses Wurzelbereiches austauschten.
Unser Ziel war es, diesen
Bereich des pflanzlichen Lebens kennenzulernen, ihn zu untersuchen und
die darin ablaufenden Vorgänge zu analysieren und durch geeignete
Methoden sichtbar zu machen. Zu diesem Zwecke haben wir selbst gezogene
Jungpflanzen in Agar Agar eingebettet (Plattengussverfahren) und die an
der Wurzeloberfläche ablaufenden Vorgänge unter unterschiedlichen
Bedingungen durch Beismischung farbiger Verbindungen (Säure- und Redoxindikatoren
und farbiger Metallverbindungen) analysiert. Blindversuche im Reagenzglas
und Untersuchungen in besonderen Gefäßen (Plexiglasplatten)
haben die Experimente ergänzt und so nicht nur zur Klärung bestimmter
Fragestellungen beigetragen, sondern auch die erzielten Ergebnisse verbessert.
So konnten wir feststellen,
dass der Boden und die in der Rhizosphäre ablaufenden Vorgänge
den pH-Wert in bestimmten durch Pufferbereiche festgelegten Grenzen halten
(pH-Bereich 4,5 - 9). Die Aufnahme der Mineralsalze erfolgt durch den pH-Wert
absenkenden Jonenaustausch (Kationen) und den den pH-Wert erhöhenden
Jonencotransport (Anionen). Auch der gleichzeitig anwesende Sauerstoff
wirkt dem stärkeren Abfall des pH-Wertes entgegen, so dass sich die
in der Rhizosphäre ablaufenden Vorgänge in gewissem Rahmen gegenseitig
regulieren und damit auch kontrollieren. Bei Unterbindung der Sauerstoffzufuhr
gehen die von den Ausscheidungen und Abfällen Wurzel (Mucigel) lebenden
Bakterien (1 g Ackerboden enthält ca. 600 Millionen Bakterien) in
den anaeroben Abbau über und senken dadurch den pH-Wert stärker
ab. Gleichzeitig werden dadurch Redoxreaktion begünstigt, die sich
ihrerseits wieder erhöhend auf den pH-Wert auswirken. Unsere Untersuchungen
haben dabei ergeben, dass hier Einzelpotentiale von -0,32 V erreicht werden,
die somit im Bereich der Wasserstoff- und Methanbildung (-0,41 V) liegen.
Somit ist also auch im niedrigeren Bereich des pH-Wertes ein weiteres sich
selbst regulierendes System etabliert, das zusammen mit den Pufferbereichen
der im Mucigel enthaltenen Säuren (Propion-, Butter-, Äpfel-,
Citronen-, Milchsäure u. a.) und zum Beispiel durch Gülledüngung
zugeführten Laugen (Ammoniak) eine zu starke Änderung des pH-Wertes
in den für die Zellen nicht mehr tolerierbaren Bereich verhindert
und die Mobilisierung der für Pflanzen schädlichen Aluminiumionen
nicht zulässt.
Die Versorgung der Pflanze
mit Eisenionen stellt ein besonderes Problem dar, da die in großen
Mengen im Boden vorkommenden Fe3+-ionen durch das geringe Löslichkeitsprodukt
und den zu hohen pH-Wert nicht verfügbar sind. Unsere Versuche haben
gezeigt, dass dieses erst durch bakterielle Reduktion zu Fe2+ unter anaeroben
Bedingungen mobilisiert und dann erst von der Wurzeln aufgenommen wird.