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Platz ohne Platz - Eine ökologische Untersuchung von Pflasterritzen

Magdalena Bronkalla, Katharina von Goldacker

Biologie

 
Ausgangspunkt unserer Untersuchung war eine Vegetationsaufnahme im Biologieunterricht der Klase 8 auf dem mit Verbundsteinen gepflasterten oberen Hof. Da die Untersuchung auch in zwei Paralellklassen durchgeführt worden ist, haben wir eine vergleichende Betrachtung durchgeführt, ergänzt durch die eigene Untersuchung eines Teils des Areals (11 Planquadrate von 32).
An Hand des Bewuchses konnten wir feststellen, dass sich mehrere Bereiche überlappten. So gab es Trittblattgesellschaften in den Fugen der Hauptwege, wobei der Breitwegerich (Plantago major), Einjähriges Rispengras (Poa annua), Hopfen-Schneckenklee (Medicaco lupulina), aber auch der kriechende Hahnenfuß (Ranunculus repens) zu nennen sind. Dazu kamen "Feuchtgebiete" in der flachen gebäudenahen Regenwasserablaufrinne. Hier wuchs die Krötenbinse ((Juncus bufonius) recht häufig oder das Johanniskraut (Hypericum perforatum). Trockenbereiche mit viel Licht waren hauptsächlich mit dem Kanadischen Berufskraut (Conyza canadensis) bewachsen. Das Jakobs-Greiskraut (Senicio jacobea) und die Margarite (Chrysanthemum leucanthemum) u. a. waren ebenfalls vertreten, wobei alle Pflanzen ein "Hungerwachstum" zeigten. Dieses kann natürlich mehrere Ursachen haben, wobei in unserem Fall wahrscheinlich die Faktoren "Begehung", "Wassermangel" und "Mangel an Nährsalzen" je nach Lage die dominierenden Einflüsse sind. Andererseits sind Randbereiche wegen des erhöhten Einfluges von Samen und gleichbleibenderen Bedingungen dichter bewachsen als Planquadrate der Pflasterfläche (höhere Temperaturschwankungen, stärkere Austrocknung, Windstärke u. a.).
Insgesamt wurden 38 Arten auf der genannten Fläche von 128 m2 in unterschiedlicher Häufigkeit gefunden. Dies ist für ein eigentlich sehr öde erscheinendes Terrain sehr hoch (Die Erhebung in einem Feuchtgebiet nahe der Schule hat 100 Arten auf einer Fläche von 150 m2 ergeben).
Das Moos (Bryum capillare) war eigentlich die dominierende Art in den Pflasterritzen, wobei die Zahl der Einzelpflanzen durch Polsterbildung unzählbar groß war. Danach kamen noch ca. 10 Pflanzenarten mit einer Häufigkeit >2 Funde. Der Bewuchs der einzelnen Felder war ebenfalls sehr unterschiedlich. So wurden Zahlen (ohne Moos) ermittelt, die zwischen 1 und 113 Pflanzen lagen. Es gab Areale mit einer Artenzahl von 1 bis knapp über 10 Arten. Die Zahl der Einzelpflanzen war davon aber unabhängig. Es gab Quadrate, die relativ viele Einzelpflanzen enthielten, aber nur ganz wenige Arten (eher Quadrate in der Verbundsteinfläche). Andererseits gab es aber auch Flächen mit großer Artenzahl (eher feuchte schattige Randbereiche) mit eher dichterem Bewuchs. Benachbarte Bereiche waren sich meistens ähnlicher als entferntere, da ähnliche Bedingungen (abiotische und biotische Faktoren) zu ähnlichem Bewuchs führen (Prinzip der ökologischen Nische à Zeigerpflanzen). Allerdings gab es auch drastische Übergänge auf Grund nicht fließender, sehr unterschiedlicher ökologischer Nischen.
Der Vergleich der 3 Klassen 8 untereinander ergab meisten ähnliche, näherungsweise übereinstimmende Ergebnisse. Eine der 3 Klassen lag aber in der Ermittlung der Pflanzenzahl weit über und in der Ermittlung der Artenzahl deutlich unter den Ergebnissen der beiden anderen Klassen.
Insgesamt hat die Untersuchung sehr viel Spaß gemacht, weil wir erkennen konnten, dass eine nicht bemerkenswerte, alltägliche Situation, wie das Laufen auf scheinbar "totem" Verbundsteinpfaster soviele Einzelheiten enthält. Nie hätten wir gedacht, dass die Untersuchung einer doch eher eintönig langweiligen Fläche durch ihre Vielfältigkeit zu überraschenden Einsichten führt und die Möglichkeit eröffnet, zu einer solch großen Zahl von Ergebnissen zu kommen.