Abi-Rede 2004   vom  Stufenleiter StR. Matthias          

Meine sehr verehrten Damen und Herren,
liebe Abiturientinnen und Abiturienten,
liebe Eltern und Angehörige,
liebes Kollegium!

Vier Jahre im Leben eines Schülers können ziemlich lang sein. Vier Jahre im Leben eines Lehrers vergehen wahrscheinlich viel schneller. Vier Jahre ist es jedenfalls her, dass ich mit den Schülerinnen und Schülern des Abiturjahrganges zum ersten Mal in intensiveren Kontakt gekommen bin. In pädagogisch wie organisatorischem Weitblick im Hinblick auf die kommende Stufenleitung wurden mir die damaligen Schülerinnen und Schüler im Fach Musik sowie eine Klasse in Deutsch anvertraut. So hatte ich die Möglichkeit, alle kennenzulernen und die Vorbereitungen für die Oberstufe zu treffen. Dass ich es hier mit einer außerordentlichen Stufe zu tun hatte, die es im Laufe der Oberstufe noch zu vielen gelungenen Aktivitäten bringen würde, konnte ich daran sehen, dass es möglich war, alle damals noch 90 Schülerinnen und Schüler auf die Bühne dieser Aula zu bringen und „All the leaves are brown“ von The Mamas and the Papas zu zelebrieren. Dabei störte es auch nur wenig, dass sich – wohl noch aus schüchterner Zurückhaltung – ca. die Hälfte immer mehr hinter den Vorhang bewegte und dabei vergaß, den vorher so sorgfältig einstudierten Text weiterzusingen. 

Die sich aber hier schon abzeichnenden Talente in der Stufe hatten Zeit zu wachsen und zu reifen, um dann in einem fulminanten Kulturabend in der Jgst. 13 zur vollen Blüte zu gelangen. Dieser von den Schülerinnen und Schülern komplett in Eigeninitiative konzipierte Abend führte jedem Zuschauer vor Augen und Ohren, auf welch hohem Niveau sich Kultur in der Schule bewegen kann, sei es in sängerischer, tänzerischer, schauspielerischer oder kabarettistischer Weise. Besonders mir als Lehrer eines musischen Faches ging an diesem Abend natürlich das Herz auf. 

Längst hatte ich zu dieser Zeit aber noch etwas anderes begriffen: Diese Stufe organisiert alles selbst und kommt dabei zu hervorragenden Ergebnissen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass die an unserer Schule üblichen Vor-Abifeten einem neuen Konzept zufolge nicht mehr hier in der Aula, sondern im Foyer der Schule stattfinden konnten. Dabei mussten Verhandlungen mit der Stadt geführt und ein neuer Sicherheitsplan entwickelt werden. Eine solch detaillierte Vorbereitung musste – nicht nur finanziell gesehen – zum Erfolg führen.

Mit einer solchen Stufe auf Studienfahrt zu fahren konnte von vorneherein als unproblematisch eingestuft werden, zumal ich vom Traum-Team „Marietta“, alias Marietta Sokhanvar, „Franko“, alias Frank Langner und „Dottore Ulio“, alias Uli Fleischhut unterstützt wurde. Besonders Frau Sokhanvar und Herr Dr. Fleischhut erwiesen sich auf unserer „Ciao- bella-Italia-Fahrt“ nach Rom als ausgesprochene Experten. Glücklich konnten wir uns schätzen, dass, nachdem unser ursprünglicher Veranstalter kurzfristig abgesagt hatte, ein Ersatz gefunden werden konnte (wenngleich mich das mehrere schlaflose Nächte und ein paar weitere graue Haare gekostet hat). Unsere Unterkunft in der „Residenza Santa Maria“, die in einer wunderschönen Parkanlage gelegen war, erweckte dennoch bei einigen Schülerinnen und Schülern Misstrauen, da auf dem Gelände gleichzeitig eine Klinik für psychisch Kranke untergebracht war (einige hatten wohl Angst, nicht wieder entlassen zu werden). Neben dem antiken, dem barocken und dem christlichen Rom soll an dieser Stelle auch der Ausflug nach Tivoli und Frascati erwähnt werden. Spätestens hier konnte ich mich von einer weiteren Qualität dieser Stufe überzeugen: sie können feiern. In welchen Rausch der Freude der dargebotene Frascati-Wein die gesamte Stufe jedoch innerhalb von einer halben Stunde versetzten würde, hatte keiner aus unserem Betreuer-Team vermutet. Die anschließende Heimfahrt nach Rom hielt dementsprechend noch einige Überraschungen bereit.

Feiern gab es aber auch in Bergneustadt, so z.B. Grillabende mit anschließender Übernachtung in der Aula. Hierbei konnte ich die Erfahrung machen, wie es ist, nach einer ausgelassenen Feier und nur zwei Stunden Schlaf im Musikraum am nächsten Morgen die 5er eben dort begrüßen zu dürfen.

Aber lassen Sie mich zurückkommen zu unserer heutigen Feierstunde. Ich bin stolz darauf, dass ich Stufenleiter dieser Stufe sein durfte und ich bin glücklich und froh, dass alle 58 Schülerinnen und Schülern, die zum Abitur zugelassen worden sind, dieses auch bestanden haben. Für einige war es ja in der Tat ein Krimi, der noch bis Anfang dieser Woche angedauert hat. Dem jeweiligen Naturell und dem Leistungswillen entsprechend gibt es sehr gute und herausragende Schülerinnen und Schüler in dieser Stufe (so hat ein Schüler sogar mit der Note 1,1 abgeschlossen). Andere Schülerinnen und Schüler haben es verstanden, mit einem Minimum an Aufwand auszukommen, um gerade so eben noch die Kurve zu kriegen und das Abitur dann mit etwas mehr als 100 Punkten zu bestehen. Beides erfordert Können und Risikobereitschaft. 

Heute ist nun der Tag gekommen, um Abschied zu nehmen von dieser Schule. Es ist ein wichtiger Schritt, um einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen, die bekannten Strukturen zu verlassen und sich durch die Veränderungen zu entwickeln. Ich selbst kann diesen Prozess sehr gut nachvollziehen, da ich – wie die meisten wissen dürften – am Ende dieses Schuljahres ebenfalls Abschied vom WWG nehme, weil ich an eine Kölner Schule versetzt worden bin. Es ist daher, denke ich, ein guter Zeitpunkt, etwas zu beenden und etwas Neues zu beginnen. 

Bei der Ausarbeitung meiner Rede habe ich mich gefragt, was ich euch liebe Abiturientinnen und Abiturienten, mit auf den Weg geben kann. Sicherlich könnte ich darauf abzielen, dass nun das eigentliche Leben beginnt, das es zu meistern gilt und euch mit guten Ratschlägen überhäufen. In einer Welt, die durch rasende Veränderungen in allen Bereichen geprägt ist, wären meine Ratschläge aber vielleicht morgen schon wieder überholt. 
Erinnert habe ich mich an das, was ich vor vier Jahren meiner damaligen Stufe gesagt habe, da es für mich auch heute noch Bedeutung hat:
In einem Raum der Schule habe ich einmal zwei auf Pappe geschriebene Sprüche gelesen, die wohl aus dem Englisch-Unterricht stammten: 
Der eine war: „Don’t waste your time on unimportant things.“ oder wie der expressionistische Lyriker Ernst Stadler es einmal ähnlich ausgedrückt hat: „Mensch, werde wesentlich.“
Der andere Spruch hieß „Listen to your heart.“. Ich habe ihn so verstanden, dass man auf seine innere Stimme hören soll, um authentisch sein zu können. Denn nur dadurch kann man mit der Welt zurechtkommen. Ergänzen lässt sich dieser Spruch durch die Zeile aus einem Lied des britischen Pop-Stars Sting (der früher übrigens auch mal Lehrer gewesen ist!): „Be yourself, no mater what they say.“

Bevor ich zum Schluss komme, habe ich noch ein persönliches Anliegen. Ich möchte gerne allen Abiturientinnen und Abiturienten das „Du“ anbieten – ihr wisst ja, wie ich heiße – außer zwei Schülern: Björn Dröschel und Serge Enns kann ich nur das „Sie“ anbieten, da sie sich stets erdreistet haben, mich seit Mitte der Jgst. 12 mit „Mattes“ zu begrüßen.

Zum Schluss möchte ich allen noch einmal alles Gute auf ihrem persönlichen Weg wünschen.
Vielen Dank!
 

Stretch me !!!
 
Galerie         PC - Bilder der Abiturienten aus Mittelstufe bei Hilli in Kunst
 
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