Meine sehr verehrten Damen und Herren,
liebe Abiturientinnen und Abiturienten,
liebe Eltern und Angehörige,
liebes Kollegium!
Vier Jahre im Leben eines Schülers können
ziemlich lang sein. Vier Jahre im Leben eines Lehrers vergehen wahrscheinlich
viel schneller. Vier Jahre ist es jedenfalls her, dass ich mit den Schülerinnen
und Schülern des Abiturjahrganges zum ersten Mal in intensiveren Kontakt
gekommen bin. In pädagogisch wie organisatorischem Weitblick im Hinblick
auf die kommende Stufenleitung wurden mir die damaligen Schülerinnen
und Schüler im Fach Musik sowie eine Klasse in Deutsch anvertraut.
So hatte ich die Möglichkeit, alle kennenzulernen und die Vorbereitungen
für die Oberstufe zu treffen. Dass ich es hier mit einer außerordentlichen
Stufe zu tun hatte, die es im Laufe der Oberstufe noch zu vielen gelungenen
Aktivitäten bringen würde, konnte ich daran sehen, dass es möglich
war, alle damals noch 90 Schülerinnen und Schüler auf die Bühne
dieser Aula zu bringen und „All the leaves are brown“ von The Mamas and
the Papas zu zelebrieren. Dabei störte es auch nur wenig, dass sich
– wohl noch aus schüchterner Zurückhaltung – ca. die Hälfte
immer mehr hinter den Vorhang bewegte und dabei vergaß, den vorher
so sorgfältig einstudierten Text weiterzusingen.
Die sich aber hier schon abzeichnenden Talente
in der Stufe hatten Zeit zu wachsen und zu reifen, um dann in einem fulminanten
Kulturabend in der Jgst. 13 zur vollen Blüte zu gelangen. Dieser von
den Schülerinnen und Schülern komplett in Eigeninitiative konzipierte
Abend führte jedem Zuschauer vor Augen und Ohren, auf welch hohem
Niveau sich Kultur in der Schule bewegen kann, sei es in sängerischer,
tänzerischer, schauspielerischer oder kabarettistischer Weise. Besonders
mir als Lehrer eines musischen Faches ging an diesem Abend natürlich
das Herz auf.
Längst hatte ich zu dieser Zeit aber noch
etwas anderes begriffen: Diese Stufe organisiert alles selbst und kommt
dabei zu hervorragenden Ergebnissen. So ist es auch nicht verwunderlich,
dass die an unserer Schule üblichen Vor-Abifeten einem neuen Konzept
zufolge nicht mehr hier in der Aula, sondern im Foyer der Schule stattfinden
konnten. Dabei mussten Verhandlungen mit der Stadt geführt und ein
neuer Sicherheitsplan entwickelt werden. Eine solch detaillierte Vorbereitung
musste – nicht nur finanziell gesehen – zum Erfolg führen.
Mit einer solchen Stufe auf Studienfahrt zu fahren
konnte von vorneherein als unproblematisch eingestuft werden, zumal ich
vom Traum-Team „Marietta“, alias Marietta Sokhanvar, „Franko“, alias Frank
Langner und „Dottore Ulio“, alias Uli Fleischhut unterstützt wurde.
Besonders Frau Sokhanvar und Herr Dr. Fleischhut erwiesen sich auf unserer
„Ciao- bella-Italia-Fahrt“ nach Rom als ausgesprochene Experten. Glücklich
konnten wir uns schätzen, dass, nachdem unser ursprünglicher
Veranstalter kurzfristig abgesagt hatte, ein Ersatz gefunden werden konnte
(wenngleich mich das mehrere schlaflose Nächte und ein paar weitere
graue Haare gekostet hat). Unsere Unterkunft in der „Residenza Santa Maria“,
die in einer wunderschönen Parkanlage gelegen war, erweckte dennoch
bei einigen Schülerinnen und Schülern Misstrauen, da auf dem
Gelände gleichzeitig eine Klinik für psychisch Kranke untergebracht
war (einige hatten wohl Angst, nicht wieder entlassen zu werden). Neben
dem antiken, dem barocken und dem christlichen Rom soll an dieser Stelle
auch der Ausflug nach Tivoli und Frascati erwähnt werden. Spätestens
hier konnte ich mich von einer weiteren Qualität dieser Stufe überzeugen:
sie können feiern. In welchen Rausch der Freude der dargebotene Frascati-Wein
die gesamte Stufe jedoch innerhalb von einer halben Stunde versetzten würde,
hatte keiner aus unserem Betreuer-Team vermutet. Die anschließende
Heimfahrt nach Rom hielt dementsprechend noch einige Überraschungen
bereit.
Feiern gab es aber auch in Bergneustadt, so z.B.
Grillabende mit anschließender Übernachtung in der Aula. Hierbei
konnte ich die Erfahrung machen, wie es ist, nach einer ausgelassenen Feier
und nur zwei Stunden Schlaf im Musikraum am nächsten Morgen die 5er
eben dort begrüßen zu dürfen.
Aber lassen Sie mich zurückkommen zu unserer
heutigen Feierstunde. Ich bin stolz darauf, dass ich Stufenleiter dieser
Stufe sein durfte und ich bin glücklich und froh, dass alle 58 Schülerinnen
und Schülern, die zum Abitur zugelassen worden sind, dieses auch bestanden
haben. Für einige war es ja in der Tat ein Krimi, der noch bis Anfang
dieser Woche angedauert hat. Dem jeweiligen Naturell und dem Leistungswillen
entsprechend gibt es sehr gute und herausragende Schülerinnen und
Schüler in dieser Stufe (so hat ein Schüler sogar mit der Note
1,1 abgeschlossen). Andere Schülerinnen und Schüler haben es
verstanden, mit einem Minimum an Aufwand auszukommen, um gerade so eben
noch die Kurve zu kriegen und das Abitur dann mit etwas mehr als 100 Punkten
zu bestehen. Beides erfordert Können und Risikobereitschaft.
Heute ist nun der Tag gekommen, um Abschied zu
nehmen von dieser Schule. Es ist ein wichtiger Schritt, um einen neuen
Lebensabschnitt zu beginnen, die bekannten Strukturen zu verlassen und
sich durch die Veränderungen zu entwickeln. Ich selbst kann diesen
Prozess sehr gut nachvollziehen, da ich – wie die meisten wissen dürften
– am Ende dieses Schuljahres ebenfalls Abschied vom WWG nehme, weil ich
an eine Kölner Schule versetzt worden bin. Es ist daher, denke ich,
ein guter Zeitpunkt, etwas zu beenden und etwas Neues zu beginnen.
Bei der Ausarbeitung meiner Rede habe ich mich
gefragt, was ich euch liebe Abiturientinnen und Abiturienten, mit auf den
Weg geben kann. Sicherlich könnte ich darauf abzielen, dass nun das
eigentliche Leben beginnt, das es zu meistern gilt und euch mit guten Ratschlägen
überhäufen. In einer Welt, die durch rasende Veränderungen
in allen Bereichen geprägt ist, wären meine Ratschläge aber
vielleicht morgen schon wieder überholt.
Erinnert habe ich mich an das, was ich vor vier
Jahren meiner damaligen Stufe gesagt habe, da es für mich auch heute
noch Bedeutung hat:
In einem Raum der Schule habe ich einmal zwei
auf Pappe geschriebene Sprüche gelesen, die wohl aus dem Englisch-Unterricht
stammten:
Der eine war: „Don’t waste your time on unimportant
things.“ oder wie der expressionistische Lyriker Ernst Stadler es einmal
ähnlich ausgedrückt hat: „Mensch, werde wesentlich.“
Der andere Spruch hieß „Listen to your
heart.“. Ich habe ihn so verstanden, dass man auf seine innere Stimme hören
soll, um authentisch sein zu können. Denn nur dadurch kann man mit
der Welt zurechtkommen. Ergänzen lässt sich dieser Spruch durch
die Zeile aus einem Lied des britischen Pop-Stars Sting (der früher
übrigens auch mal Lehrer gewesen ist!): „Be yourself, no mater what
they say.“
Bevor ich zum Schluss komme, habe ich noch ein
persönliches Anliegen. Ich möchte gerne allen Abiturientinnen
und Abiturienten das „Du“ anbieten – ihr wisst ja, wie ich heiße
– außer zwei Schülern: Björn Dröschel und Serge Enns
kann ich nur das „Sie“ anbieten, da sie sich stets erdreistet haben, mich
seit Mitte der Jgst. 12 mit „Mattes“ zu begrüßen.
Zum Schluss möchte ich allen noch einmal
alles Gute auf ihrem persönlichen Weg wünschen.
Vielen Dank!
|